Psychotherapie und Kapitalismus

„Im medialen Mainstream wird jegliches krisenhafte Geschehen zum psychischen Problem erklärt, was mit einer psychotherapeutischen Behandlung gelöst werden kann. Der krankmachende Kapitalismus (oder Neoliberalismus) hat in der Psychotherapie eine komplementäre Partnerin gefunden, mit der die heraufbeschworenen sozialen Probleme symptomatisch behandelt werden.“

Es ist die Frage, ob die Gesellschaftsordnung die Menschen krank macht, oder ob sich kranke Menschen ihre Gesellschaftsordnung schaffen. Meiner Meinung nach ist die Gesellschaftsordnung das Abbild der psychologischen Verfassung, also müssen die Menschen krank sein, welche sich so eine Gesellschaftsordnung schaffen. Eine gesunde, naturwissenschaftlich korrekte, materialistische Weltanschauung würde auch zu einer gesunden Gesellschaftsordnung führen. Falsche Theorien (Christentum, Kapitalismus) führen zu kaputten Ordnungen, korrekte Wirtschaftstheorien würden automatisch zu korrekten Verhältnissen führen. Es liegt schließlich an jedem selbst, ob er die Widersprüche der alten Ökonomen weiter glaubt, oder ob er deren Irrtümer, Trugschlüsse und Verstöße auf den Müllhaufen der Geschichte wirft. IE, 2018

Quellen

Angelika Grubner: Die Macht der Psychotherapie im Neoliberalismus, Wien, 2017
Karl Unger in Zeitschrift für Marxistische Erneuerung, Heft 112, S. 220, Dez 2017